Die erste elektrische Gitarre bekam ich mit 12 Jahren zu Weihnachten, im Sommer war sie bereits komplett zerlegt, ich musste einfach wissen wie sie funktioniert. Bald folgten weitere – vor allem gebrauchte – E-Gitarren, um sie zu zerlegen oder etwas um-, an-, oder ab zu bauen. Ich war fasziniert.

So erwarb ich nach und nach ein Basiswissen über das Gitarrenbauen, was mir später noch sehr helfen würde. Mit 18 Jahren wurde ich von den Leuten aus dem Laden in dem ich meine Parts kaufte, gefragt, ob ich ihre Gitarrenreparaturen übernehmen wolle. Wollte ich. So bin ich im Musikinstrumenten-Business gelandet.

In den folgenden 20 Jahre habe ich zahllose Gitarristen und Bassisten kennen gelernt und viel Erfahrung und Kenntnisse sammeln dürfen. Die längste Zeit davon arbeitete ich in einem großen Kölner Gitarrenladen, mit internationaler Kundschaft. Da waren z.B. Abe Laboriel (unglaublich sympathischer Mensch), Frederik Karlson von Mezzoforte, Steve Lukather von Toto, Jennifer Batten von Michael Jackson, Frank Gambale, Brian Welch von Korn, aber auch lokale Größen, wie Bömmel Lückerath von den Bläck Föös und viele, viele mehr.

Es war immer unglaublich spannend und interessant was sie über ihre Instrumente und die Erwartungen an sie sagten.

Lustige Geschichte: Larry Carlton, der bei einem Workshop die Saiten an seiner Gitarre nicht hoch genug eingestellt bekommen konnte. Anfang der 1990 Jahre wollte alle Welt die Saitenlage so niedrig wie möglich haben, um so schnell wie möglich spielen zu können. Steve Vai, Joe Satriani und Konsorten waren ja zu dieser Zeit die Helden der Geschwindigkeit. Da war es etwas überraschend, als Larry Carlton sagte: „Macht mir die Saitenlage noch höher, mehr Arbeit, aber der Ton ist einfach besser.“

Ich denke, ich hatte über die Jahre einige tausend Gitarren und Bässe in der Hand. Sicher allein mehr als 1000 Stratocaster und es gab so viel zu lernen – auch wie man es nicht machen sollte. Nichts gegen Fender™; Telecaster™ und Stratocaster™ sind – man hat es schon tausendmal gelesen oder gehört – vom Design her jede auf ihre Art im Grunde nicht zu verbessern. Und genau deswegen ist das Design seit Jahrzehnten ebenso, wie es in der Mitte des letzten Jahrhunderts von Leo Fender entworfen wurde.

Allerdings gab es, wie überall, auch immer Entwicklungen bei der Herstellung, oft aus ökonomischen Gründen, die den Gitarren nicht unbedingt gut getan haben, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Meiner Meinung nach sollte sich eine Gitarre oder ein Bass bereits beim ersten Mal, wenn man das Instrument in die Hand nimmt und spielt, so anfühlen als hätte man es schon seit langer Zeit gespielt. Dazu braucht es einige Vorraussetzungen: absolut hochwertiges Material, das Holz und die Lackierung (ich lackiere nur mit Nitrocellulose-Lack), ein feinstens gearbeiteter Hals (ich bevorzuge dickere Hälse, lassen sich wunderbar spielen und haben meiner Meinung nach den größten Anteil am Sound.), und natürlich eine perfekte Abstimmung der verbauten Teile. Und zum Schluss, dass Hardware, Pickups und Elektronik schließlich eine magische Symbiose mit Body und Hals eingehen.

Und da kommt auch das Aging (altern) ins Spiel, kann man machen, muss man aber nicht. Nach meiner Erfahrung lässt einen ein Instrument besser spielen, wenn man sich wohl damit fühlt und es einen optisch anmacht. Man spielt einfach irgendwie inspirierter …  Also aging auch als Mittel zum Zweck. Wem es nicht gefällt, lässt es eben weg.

Es ist die Summe vieler kleiner Schritte und Details die zusammen passen müssen. Nur dann wird es eine wirklich gute Gitarre, eine Persönlichkeit. Man merkt einer Gitarre an, ob sie von vielen Menschen gebaut wurde oder eben nur von einer Person.

Und das mache ich genau so.